Eulen und Käuze in der Naturfotografie
Eulen und Käuze - Jäger der Nacht mit scharfen Sinnen
Zwischen Bewunderung und Angst schwanken die menschlichen Gefühle, wenn sie an Eulen denken. Aufgrund ihrer nächtlichen Lebensweise und den damit verbundenen Fähigkeiten haben Eulen uns Menschen schon immer fasziniert. Unser Verhältnis zu ihnen ist durchaus gespalten. Nicht nur in dem antiken Athen, sondern auch heute noch dichtet man den Eulen besondere Klugheit an. Die Eulen sind das Symbol für Weisheit und Bildung und deshalb findet man Eulen häufig als Wappentier oder Logo, von Schulen, Universitäten oder Verlagen. Auf der anderen Seite rankt sich viel Aberglaube rund um die Nachtvögel. In verschiedenen Kulturen werden Eulen das Sinnbild des Bösen und als Verbündete des Todes angesehen. Bereits in der Antike glaubte man, dass der Eulenruf den nahen Tod eines Menschen voraussagt. Lange galten Eulen als "Totenvögel". Der kuwitt-Ruf des Wald- und auch des Steinkauzes, wurde als “Komm mit“ (ins Jenseits) gedeutet. Dieser Aberglaube hält sich in einigen Kulturen bis heute. Heute sind Eulen und Käuze für die Naturfreunde wegen ihrer Lebensweise besonders interessant.
Trotz ihrer Ähnlichkeit zu Greifvögeln sind Eulen mit etwa 150 verschiedenen Arten eine eigenständige Vogelgruppe. Unverwechselbare Merkmale der Eulen sind der lautlose Flug und das Eulengesicht. Die großen sehr lichtempfindlichen Augen, der kräftige Schnabel, ein Kopf der um 270° gedreht werden kann, ein Gehör, das die Beutetiere in bis zu 60 Metern Entfernung orten kann, sind einzigartig und für alle Eulen typisch.
In Deutschland sind folgende 8 Eulenarten als Brutvögel nachgewiesen: Waldohreule, Sumpfohreule, Schleiereule, Sperlingskauz, Uhu, Waldkauz, Steinkauz und der Raufußkauz. Die größte ist mit einer Spannweite bis zu 180 cm und einem Gewicht bis zu 3200 Gramm der Uhu. Der kleinste Vertreter dieser Vogelgruppe ist der Sperlingskauz. Mit einer Flügelspannweite von nur 35 cm und einem Gewicht von ca. 70 Gramm ist der Sperlingskauz, nur etwas größer wie eine Amsel.
Fast alle Eulenarten sind dämmerungs- und nachtaktiv und so bekommt man nur selten eine Eule zu Gesicht. Entsprechend schwierig ist es für den Naturfotografen, Eulen zu fotografieren. Eulen sind durch besondere Sinnesleistungen und geräuschlosen Flug hervorragend an diese Lebensweise angepasst. Zwei verschiedene Jagdmethoden kommen hierbei zum Einsatz. Ansitz- und Pirschjagd. Arten, die im Wald leben, jagen von einem Ansitz aus. Sie beobachten die Gegend rund um den Ansitz Platz, um dann in einem geräuschlosen Flug ihre Beute zu packen. Bei der Pirschjagd fliegen Eulen die offenen Landschaften systematisch ab. Die Beute wird dabei aus dem Flug heraus geortet und gefangen. Erst kurz vor dem Zupacken wird der Flug der Eule abgebremst, die Beine nach vorne gestreckt, und die Zehen gespreizt. Die Beute der Eule wird mit einem kräftigen Biss schnell getötet. Da Eulen sehr gut räumlich sehen, können sie die Geschwindigkeit der Beute und die Entfernung zu ihr richtig einschätzen. Leider sind fast alle der bei uns vorkommenden Eulenarten in ihrem Bestand zum Teil stark gefährdet, und stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Vogelarten.
Eulen - Könige der Nacht
Eulen sind das nachtaktive Gegenstück zu den tagaktiven Greifvögeln. Eulen haben nahezu alle Kontinente und unterschiedlichste Klimazonen besiedelt. Trotz des auffallend übereinstimmenden Erscheinungsbildes „der“ Eulen, mit großem, rundem Kopf und ausgeprägtem „Gesicht" gibt es doch einige Unterschiede. Bedingt durch die gegenseitige Konkurrenz der Eulenarten entwickelten sie sich in ihrem Erscheinungsbild, ihrer Lebensweise und ihren Lebensraumansprüchen auseinander:
- Sie sind unterschiedlich groß. Der Sperlingskauz ist mit nur 19 cm Größe und 38 cm Flügelspannweite die kleinste europäische Eulenart, der Uhu mit 67 cm Größe und 180 cm Spannweite die größte Eule weltweit.
- Sie besiedeln unterschiedliche Lebensräume wie Sümpfe, Felder, Waldgebiete etc.
- Sie jagen unterschiedliche Beute, abhängig von ihrer Körpergröße und der Verfügbarkeit der Beutetiere. Je nach Lebensraum und Jahreszeit aber bevorzugt das, was in großer Anzahl vorhanden ist und sich leicht fangen lässt.
- Sie nutzen unterschiedliche Nistgelegenheiten wie Baumhöhlen, alte Greifvogel- oder Krähennester, Felsnischen oder brüten am Boden.
- Sie fliegen zu unterschiedlichen Zeiten. Einige sind ab Einbrechen der Dämmerung oder sogar schon am Tage unterwegs, andere – wie die Schleiereule – sind nur in der Nacht aktiv.
Eulen in Deutschland
Waldohreule - Deutschlands zweithäufigste Eulen Art
Die Waldohreule ist mit einer Länge von 35 - 37 cm und einer Spannweite von 84 bis 95 cm etwa so groß wie die Schleiereule. Waldohreulen bevorzugen aufgelockerte Landschaften mit Bäumen und Sträuchern, suchen aber auch städtische Regionen wie Parks und Friedhöfe auf. Waldohreulen ernähren sich hauptsächlich von Feldmäusen, aber auch Kleinvögel und andere Nager stehen auf ihrem Speiseplan. Die Waldohreule brütet in Sträuchern und Bäumen, wo sie im März/April 4-8 Eier in ihr Nest legt. Nach etwa 4 Wochen schlüpfen die Jungen, die schon nach 2 Wochen fliegen können und nach weiteren 5 Wochen ihr Nest verlassen.
Sumpfohreule - der tagaktive Jäger
Für den Naturfotografen ist die Sumpfohreule ein dankbares Motiv. Die dämmerungsaktive ca. 35-40 cm große Sumpfohreule, die insbesondere zur Brutzeit auch tagaktiv ist, ergeben sich hier Möglichkeiten sie bei der Jagd zu fotografieren. Mit ihrer dunkelbraun gefleckten Oberseite, der hellen und gestreiften Unterseite, den gelben Augen mit dunkler Umrandung und einer Flügelspannweite von 105 cm lässt sie das Herz eines Naturfotografen höherschlagen. Sie ist eine Eule der offenen Feuchtlandschaft. Das Verbreitungsgebiet der Sumpfohreule in Europa erstreckt sich von Russland über Skandinavien, Mitteleuropa, Großbritannien bis nach Island. In Mitteleuropa ist die Sumpfohreule allerdings leider sehr selten geworden. Nur noch in den Niederlanden kann man diese wunderschöne Eule noch relativ häufig antreffen. In Deutschland wurde 2005 die Zahl der Brutpaare auf 70 bis 170 geschätzt. Sie ist ein Suchflug-Jäger im Gegenwind, und so konnten wir sie bei ihrer Jagd nach kleinen Säugern gut beobachten. Die Hauptbeute der Sumpfohreule sind Wühlmäuse. Je nach Angebot zählen auch andere Kleinnager und Kleinvögel zu ihrem Nahrungsprogramm. Unsere Fotos der Sumpfohreule sind für uns persönlich besonders wertvoll.
Allgemeine Beschreibung Sumpfohreule
Mit einer Größe von 35 - 40 cm und einer Spannweite von 95 bis 105 cm ist die Sumpfohreule in Größe und Gestalt der Waldohreule ähnlich. Sie hat aber die viel kürzeren Federohren, und die Unterseite ist heller. Das Bauchgefieder der Sumpfohreule ist gelblich weiß mit dunkelbraunen Längsstrichen. Die Oberseite ist lehmfarben mit einem dunklen Fleckenmuster. In dem hellen Gesichtsschleier sind die Augen mit ihrer gelben Iris dunkel umrandet. Die kleinen Federohren werden nur bei Erregung aufgestellt und sind daher selten zu sehen. Der Flug der Sumpfohreule ist ähnlich dem der Weihen schaukelnd und gleitend. Gelegentlich rüttelt sie auch. Sie jagt regelmäßig, auch am Tag. Die Ruhepausen verbringt die Sumpfohreule in Deckung, bevorzugt am Boden, wo sie dann schwer zu entdecken ist.
Fortpflanzung der Sumpfohreule
Die Sumpfohreule ist ein Bodenbrüter. Sie brütet in offenem Gelände mit niedriger, aber dichter Vegetation, vor allem in Mooren und Verlandungszonen. In einer Mulde am Erdboden baut sie ein Nest aus trockenen Halmen. Nach der Balz im März werden im April/Mai in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot 4 - 10 Eier gelegt. Das Weibchen brütet 26 - 29 Tage die Eier alleine aus, während das Männchen für Nahrung sorgt. Bereits mit 15 - 17 Tagen verlassen die Jungen das Nest und zerstreuen sich in der deckungsreichen Umgebung. Die jungen Sumpfohreulen werden dann noch einige Wochen von beiden Eltern versorgt. Mit 4 - 5 Wochen können sie fliegen.
Lebensraum der Sumpfohreule
Die Sumpfohreule bevorzugt als Lebensräume offene, auch feuchte Landschaften mit niedriger und gleichzeitig deckungsreicher Bodenvegetation. Sie bevorzugt als Lebensräume offene Landschaften wie Hoch- und Niedermoore, Heidelandschaften, Auenlandschaften, Flussniederungen, Feuchtwiesen, Verlandungszonen, Brachen und Dünen. Geschlossene Wälder werden komplett gemieden. In Mitteleuropa ist die Sumpfohreule oftmals auch auf landwirtschaftlichen Flächen und auf Weideland zu beobachten. In den Winterquartieren sind Sumpfohreulen auch auf strukturreichen und großflächigen Grünlandgebieten und Rieselfeldern wie beispielsweise die in Münster anzutreffen.
Vorkommen der Sumpfohreule
Die Sumpfohreule kommt in weiten Teilen der nördlichen Erdkugel vor. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Europa, Asien, Nord- und Südamerika. In Europa liegen die Hauptverbreitungsgebiete im Osten und Norden Europas sowie in England und auf Island. In Mitteleuropa kommt die Sumpfohreule nur noch punktuell vor. Auch als Durchzugs- oder Wintergast ist sie nur noch selten zu beobachten. Nennenswerte Populationsgrößen der Sumpfohreule sind nur noch in den Niederlanden, in Polen und Deutschland sowie in einigen osteuropäischen Ländern vorhanden. Im nordwestdeutschen Tiefland nördlich des Teutoburger Waldes ist die Sumpfohreule ein unregelmäßiger Brutvogel. Vereinzelt ist sie als Brutvogel in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Hessen und Bayern anzutreffen. Als Durchzügler und Wintergast aus dem Norden findet man sie jedoch in ganz Norddeutschland. Dort rastet sie tagsüber truppweise im Brachland, Rüben- und Kartoffeläckern.
Sperlingskauz - der Winzling unter den europäischen Eulen
Unsere kleinste einheimische Eule ist der Sperlingskauz und sie ist etwa so groß wie ein Star. Der Kopf ist flach, mit kleinen gelben Augen. Das Gefieder ist oberseits dunkelbraun mit vielen weißen Tupfen. Der Sperlingskauz ist dämmerungs- und tagaktiv und ein ausgesprochener Kleinvogeljäger, die er im Überraschungsangriff von einer Sitzwarte erbeutet, oder blitzschnell im Flug schlägt. Die Brutzeit des Sperlingskauzes ist von April bis Juni und als Höhlenbrüter werden von ihm Specht Höhlen bevorzugt. Das Weibchen legt 3-7 Eier auf den Höhlenboden und nach ca. 28-29 Tagen schlüpfen die Jungen. Nach etwa 30 bis 34 Tagen verlassen die Jungen die Bruthöhle und werden noch ca. 4 Wochen von den Eltern mit Nahrung versorgt.
Waldkauz - die häufigste Eulen Art Deutschlands
Der Waldkauz ist unsere häufigste einheimische Eule, hat kleine Federohren und kommt in zwei Farbvarianten vor, eine braune und eine graue, unabhängig von Geschlecht und Alter. Waldkäuze sind dämmerungs- und nachtaktiv und ihr Lebensraum sind lichte Wälder, Gehölze und Parks mit ausreichendem Höhlenangebot. In der Brutzeit von März bis Juni werden vom Waldkauzweibchen in geeigneten Baum- oder Felshöhlen 3-5 Eier gelegt. Nach ca. 28 bis 30 Tagen schlüpfen die Jungen, die mit 30-35 Tagen – noch nicht flugfähig, das Nest verlassen und auf den Ästen der Umgebung sitzen (Ästlinge). Hier werden sie noch von den Eltern versorgt, bis sie mit etwa 7 Wochen flügge werden.
Uhu - größte einheimische Eule
Der Uhu ist mit einer Größe von 60-75 cm die größte europäische Eulenart. Bei einer Spannweite von 160 bis 180 cm ist er dabei fast so groß wie ein Steinadler. Neben der Größe sind vor allem seine Federohren und seine orangegelb leuchtenden Augen sehr markant. Auch der Uhu ist vorwiegend nacht- und dämmerungsaktiv. Der Uhu bevorzugt abwechslungsreiche Landschaften, gerne auch in Gewässernähe. Seine Nahrung besteht aus kleineren Säugetieren wie Hasen, Igel und Rehkitzen sowie mittelgroßen Vögeln wie Krähen, Habicht, Graureihern und anderen Eulen. Zum Brüten sucht er sich eher felsiges Gelände, manchmal nutzt er auch verlassene Greifvogelhorste. Der Uhu ist seinem Partner ein Leben lang treu, das Weibchen legt im Februar/März 2-5 Eier. Nach ca. 5 Wochen schlüpfen die Jungen, die nach weiteren 6 Wochen flügge werden.
Steinkauz - kleiner als eine Taube
Der Steinkauz ist in etwa Taubengroß, ist flachköpfig und hat große, gelbe Augen. Die Gefieder Oberseite ist dunkelbraun, dicht weiß gefleckt und gebändert. Der Lebensraum des Steinkauzes sind offenes Gelände mit niedriger Vegetation, so zum Beispiel Streuobstwiesen, und Kopfweidenbestände. Der Steinkauz ist eine stark bedrohte Art und dämmerungs- und tagaktiv. Die Beute sind Kleinsäuger und Vögel, kleine Reptilien, aber auch Insekten und Regenwürmer. In der Brutzeit von April bis Juni baut der Steinkauz sein Nest in Baumhöhlen, alten Kopfweiden, Mauernischen, Speichern oder Scheunen. Das Weibchen erbrütet in etwa 25-30 Tagen 3-5 Junge, die nach ca. 35 Tagen das Nest verlassen. Sie werden dann noch von den Altvögeln versorgt, bis sie nach über 45 Tagen voll flugfähig sind.
Raufußkauz - ein seltener Waldbewohner
Der Raufußkauz ist in etwa so groß wie der Steinkauz. Der meist aufrecht sitzende Kauz hat einen großen runden Kopf mit großen gelben Augen. Er ist dämmerungs- und nachtaktiv und der bevorzugte Lebensraum sind natürliche Fichtenbestände. Der Raufußkauz ist eine bedrohte Art. Zur Brutzeit von März bis Juni werden fast ausschließlich Schwarzspecht Höhlen bezogen und das Weibchen erbrütet in 26-29 Tagen 2-8 Junge. Mit 30-36 Tagen verlassen die Jungen die Höhle, werden dann aber noch mehrere Wochen von den Eltern mit Nahrung versorgt. Beute sind v.a. Mäuse und Kleinvögel.
Schleiereule – mit herzförmigem Gesicht
Schleiereulen werden etwa 34-38 cm groß. Durch ihren herzförmigen Gesichtsschleier sind sie leicht zu erkennen. Der Lebensraum der Schleiereule ist eng an menschliche Siedlungen angepasst. Sie nisten und schlafen vor allem in Gebäuden wie Scheunen und Kirchtürme. Schleiereulen jagen auf offenen Flächen, hauptsächlich nach Feld- und Spitzmäusen. Die Brutzeit der Schleiereule ist im März bis Juli. In besonders „Guten Mäusejahren“ kann es auch zu einer zweiten Brut kommen. Die Schleiereule ist dämmerungs- und nachtaktiv.