Reisebericht Neusiedler See
Digitale Fotojagd am Steppensee
Mit der EOS D1 Mark II, der EOS D10 und der Power Shot Pro 1 am Neusiedler See
Anfang Mai 2004 – es ist wieder so weit. Wie jedes Jahr um diese Zeit werden Koffer und Fototaschen gepackt und mühselig unter Ausnutzung des gesamten Raumes und Sorge das nicht alles hineinpasst, im Kofferraum verstaut. Doch dieses Mal ist etwas anders. Es ist noch Platz! Anfang des Jahres, nach dem wir etwas über ein Jahr parallel fotografierten, haben wir endgültig Abschied von der Analogfotografie genommen und mit Wehmut auch das letzte EOS 1V Gehäuse verkauft. Einige hundert verschiedene Diafilme in unterschiedlicher Empfindlichkeit sind dieses Jahr ebenfalls nicht im Kofferraum. Mit dabei sind diesmal drei Digitalkameras, die Power Shot Pro 1, ein EOS D 10 Gehäuse und die brandneue EOS D 1 Mark II. Es geht wie fast immer im Frühjahr Richtung Neusiedler See und das bereits zum 18. Mal. Ein mulmiges Gefühl wegen der fehlenden Filme haben wir nicht. Nein, wir freuen uns und sind auf die Ergebnisse der digitalen „Fotojagd am Steppensee „gespannt.


In den nächsten Tagen bleibt das Wetter sehr unbeständig. Es regnet immer wieder und die Temperaturen pendeln ständig zwischen 10 Grad C bis fast 30 Grad C. Unsere Beobachtung der letzten Jahre, dass die Tierwelt durch den massenhaften Touristenansturm sich immer mehr zurückzieht, wird uns in diesem Jahr besonders stark vor Augen geführt. Auf der Suche nach Fotomotiven legen wir durchschnittlich 100 KM pro Tag zurück. Am Westufer des Sees, wo wir sonst zahlreiche Fotos gemacht haben, gelingt uns diesmal so gut wie keine Aufnahme. Aus Verzweiflung fotografieren wir Feldhasen und Fasane. Sie sind „dankbare Opfer“ und müssen immer wieder als Fotomotiv dran glauben. Am Warmsee in Apetlon wo wir sonst oft unter anderen Löffler gut beobachten und fotografieren konnten, müssen wir uns diesmal mit lediglich ein paar Aufnahmen zufriedengeben.

Ein guter Tipp kommt von den Mitarbeitern des Nationalparkinformationszentrums in Illmitz. In einem lockeren Gespräch erfahren wir, dass der ungarische Teil des Sees in diesem Jahr besonders interessant sein soll. Früh am nächsten Morgen fahren wir bei Pamhagen über die Grenze und schon nach wenigen Kilometern erreichen wir den Ort Fertöd und weiter geht es Richtung Fertöüjlak. Es sollte sich lohnen. Auf einer Wiese wenige Meter von der Straße entfernt sehen wir plötzlich einen Purpurreiher. Schnell wird die aufnahmebereite Kamera am Scheibenstativ montiert. Der Reiher lässt sich durch uns nicht großartig stören. Über eine halbe Stunde können wir ihn bei der Jagd nach Eidechsen und Mäusen aus dem Auto fotografieren. Erst als erneut Radfahrer kommen, fliegt er weiter. Auf dem Feuchtgebiet entlang der Straße können wir zahlreiche Entenarten, verschiedene Seeschwalben und Möwenarten, unzählige Graugänse, diverse Wasserläufer und Singvögel, sowie den Silberreiher beobachten. Obwohl die Fotoentfernung für die meisten Vögel zu groß ist, machen wir einige Aufnahmen.



Als am Nachmittag die ersten dunklen Wolken aufziehen, fahren wir wieder Richtung Illmitz. Bedrohlich und fast schwarz wirkt der Himmel, als wir den Warmsee in Apetlon erreichen. Bevor es anfängt zu regnen, machen wir noch ein paar Stimmungsaufnahmen.






Zufrieden sind wir, als wir abends am Laptop bei einem Glas Rotwein unsere Tags Ausbeute sichten. Auch die ungarischen Mücken müssen an diesem Abend sehr zufrieden sein, denn wir zählen wieder zahlreiche Einstiche. Nur gut, dass wir diesmal eine etwas größere Tube Salbe gegen Insektenstiche dabei haben. Das gegenseitige „verarzten“ hat auch was für sich …
Auch in den nächsten Tagen lässt uns nicht nur das Wetter oft im Stich, sondern die tägliche Foto-Ausbeute fällt zeitweise sehr bescheiden aus. An fotografieren aus einem Tarnzelt bzw. Tarnversteck wie in der Vergangenheit ist diesmal nicht zu denken. Auch weiterhin sind wir sehr viel mit dem Auto unterwegs. Da die Vegetation inzwischen stark gewachsen ist, bietet sie genügend Deckung. Damit stehen viele unserer bisherigen Motive nicht mehr zur Verfügung. Jetzt sind die Blumenwiesen, Silberreiher und Graureiher dran. Am See, auf Wiesen, und an verschiedenen Lacken zwischen Illmitz, Podersdorf, und Apetlon machen wir jetzt unsere Aufnahmen.
Schnell gingen die vier Wochen vorbei und wir müssen wieder die Heimreise antreten. Vieles war in diesem Urlaub anders als sonst. Noch nie in den vergangenen 18 Jahren haben wir einen Mai wie diesen im Seewinkel erlebt. „Für burgenländische Verhältnisse“ war er ungewöhnlich feucht und deutlich zu kalt. Ans schwimmen gehen war in diesem Jahr nicht zu denken, schon eher an manchen Tagen an heiße Getränke. Bislang nie da gewesen war auch die extrem wenige Anzahl an „tierischen Fotomotiven“ und wir waren froh, dass wir diesmal digital fotografiert haben und somit nie den Film mit der falschen Lichtempfindlichkeit in der Kamera hatten. Unsere drei Digitalkameras haben auf Anhieb überzeugt und ließen bei uns die analoge Fotografie schnell vergessen.
Das Gebiet rund um den See ist für Naturfotografen sicherlich kein Fotoparadies. Zu viele Menschen tummeln sich inzwischen hier. Es ist aber ein Ort an dem man zum Teil selten gewordenen Tiere beobachten kann, wo man Freundschaften schließt, den Wein geniest, wo man Ruhe und Entspannung findet, und zum Glück auch noch den Kameraauslöser drücken kann, um die wunderbare Naturvielfalt im Bild festzuhalten.