Naturfotografie - Luchs
Luchs – der stille Bewohner des Waldes
Der eurasische Luchs ist eine sehr hochbeinige Katze mit Tupfen im Fellkleid. Der auffallend kurze Schwanz, einen Backenbart, die langen Ohren mit einem auffälligen pinselartigen Haarbüschel an den Spitzen, der breite, rundliche Schädel und die sehr großen Pranken machen den Luchs unverwechselbar. Mit einer Körperlänge von 80 bis 120 cm und einer Schulterhöhe von 60 bis 70 cm ist der eurasische Luchs die größte Raubkatze Europas und auch größte Art innerhalb der Gattung.
Augen wie ein Luchs
Wer „Augen wie ein Luchs“ hat, der sieht besonders gut. In der Tat sind die Augen eines Luchses etwa sechsmal so lichtempfindlich wie die des Menschen, und ermöglichen dem Luchs die Jagd in der Dämmerung und in der Nacht. Der Geruchssinn spielt beim Jagen nur eine untergeordnete Rolle. Der Luchs verlässt sich beim Jagen fast ausschließlich auf seine Augen und Ohren. Die Katze besitzt ein außerordentlich gutes Seh- und Hörvermögen, wobei die Pinsel wie Antennen zur Ortung einer Schallquelle dienen. Die Hinterbeine sind lang und kräftig, der kurze Schwanzstummel endet in einer schwarzen Spitze. Typisch ist auch der ausgeprägte Backenbart, mit dem der Luchs seine Stimmungen ausdrückt. Durch die ca. dreimal so großen Pranken wie bei einer Wildkatze kann der Luchs hervorragend auf dem Schnee laufen. Luchse leben in der Regel einsam, gehen sehr schnell und ausdauernd, springen und klettern vorzüglich, und beweisen überall große List und Vorsicht. Sie sind scheu und halten sich für gewöhnlich fern von Menschen. Übergriffe auf Haustiere wie Schafe oder Ziegen, die unbewacht abseits von Siedlungen gehalten werden, kommen gelegentlich vor. Menschen sind durch Luchse nicht gefährdet und man bekommt einen Luchs meistens erst gar nicht zu sehen.
Luchs – ein Einzelgänger
Katzentypisch zieht der eurasische Luchs als Einzelgänger umher, und lebt in ausgedehnten Waldgebieten mit dichtem Unterholz. Er ist ein Lauer Jäger. Das Unterholz dient ihm dabei als Deckung zum Anschleichen. Dabei nähert er sich seiner Beute bis auf einer Entfernung von etwa 20 Metern, um dann mit einem kurzen Sprint, bei dem er bis zu 70 Kilometer pro Stunde erreichen kann, sie mit einem Biss in die Kehle zu töten. Die Nahrung beim Luchs besteht hauptsächlich aus Rehen, Hasen, Gämsen, Alpenmurmeltieren oder sonstigen Nagetieren. Auch Wildschweine, Schafe und Hühner stehen auf seinem Speiseplan. Ist die Beute zu groß für eine einzige Mahlzeit, so deckt er sie mit Blättern, Gras, Ästen oder Schnee ab, und kommt in der nächsten Nacht wieder zurück zum Riss, um weiter zu fressen. Zwar gilt der eurasische Luchs als nicht gefährdet, wurde aber im europäischen Gebiet weitgehend ausgerottet. Da er gelegentlich Haus- und Nutztiere riss, wurde er als "Schädling" angesehen und dementsprechend erbarmungslos gejagt. Inzwischen wird recht erfolgreich versucht, Luchse in heimischen Wäldern wieder anzusiedeln. Im Nationalpark Bayerischer Wald kommt die elegante Raubkatze seit geraumer Zeit wieder in freier Wildbahn vor. In freier Wildbahn haben nur wenige Menschen einen Luchs zu Gesicht bekommen. Für den Naturfotografen heißt das: Auf die Fotografie der in Gefangenschaft lebenden Tiere ausweichen. Aber selbst in Zoos oder Wildparks (falls die Gehege groß genug sind), sind Luchse schwer zu entdecken. Früh am Morgen, oder am späten Nachmittag ist die beste Zeit um Luchse zu beobachten und zu fotografieren.
Der eurasische Luchs hat eines der größten Verbreitungsgebiete aller Katzenarten. Das Verbreitungsgebiet umfasst abgesehen von Wüsten und Steppen ganz Europa, und reicht von Asien nördlich des Himalayas bis über den Polarkreis hinaus im Norden. In Europa ist der Luchs vor allem in Skandinavien, in Osteuropa und in Sibirien verbreitet. In Westeuropa wurde er teils wegen seines kostbaren Pelzes, teils weil er als „Jagdschädling“ galt, stark verfolgt und in weiten Gebieten von Westeuropa, und auch in Deutschland, schon früh ausgerottet. Die heutzutage in Mitteleuropa heimischen Luchse sind vor allem Tiere, die wieder angesiedelt oder in der jüngsten Vergangenheit wieder zugewandert sind. Die Größe der Reviere richtet sich vor allem nach der Beutetierdichte und hängt weitgehend davon ab, wie viel Nahrung sein Gebiet ihm bietet. Das Revier des Männchens umfasst etwa 200-400 km², das des Weibchens ist etwa 50-150 km² groß.