Naturfotografie - Ziesel
Europäischer Ziesel – ein lustiger Kerl
In der Naturfotografie gibt es nur wenige Tiere, die es schaffen, den Fotografen so abzulenken, dass er vergisst den Auslöser der Kamera zu drücken. Ziesel zählen ganz sicher dazu! Zu den Zieseln gehören 41 Arten. Die Kopfform ist typisch Hörnchenartig, mit dehnbaren Backentaschen, in denen die Ziesel ihre Nahrung zum Transport verstauen können. Männliche Ziesel haben eine Lebenserwartung von etwa 6 Jahren, Weibchen dagegen können sogar bis zu 11 Jahre alt werden. Die meisten Europäischen Ziesel sind an der Oberseite braun oder grau und an der Unterseite weiß gefärbt. Der Schwanz ist relativ kurz, ebenso die Beine. Die Kopfrumpflänge schwankt zwischen 13 und 23 cm. Sie gehören zu den Hörnchenartigen, und sind etwas kleiner als Eichhörnchen. Das Gewicht variiert von 200 bis 400 g.
Ziesel - früher sehr häufig
Als typischer Bewohner der Steppe war das Ziesel früher sehr häufig anzutreffen. Heute stehen Ziesel jedoch auf der "Roten Liste" der gefährdeten Tierarten. Ihr Vorkommen ist weitgehend auf verstreute Rückzugsgebiete beschränkt. Wo früher eine über ein großes Gebiet verteilte, zusammenhängende Population bestand, gibt es heute nur noch kleine Splittergruppen, die auch wieder vom Aussterben bedroht sind. Die Gründe dafür sind vor allem die intensive Landwirtschaft und die Zersiedelung der Landschaft durch Einfamilienhäuser. Die Verbreitung vom Ziesel erstreckt sich heute vom südöstlichen Europa, von Tschechien über Österreich, Ungarn, Rumänien bis nach Bulgarien. Auch in Polen, der Ukraine, Griechenland, der Türkei und im ehemaligen Jugoslawien kommt der Ziesel noch vor, ist jedoch überall im Rückzug. Früher war er wie viele andere Tierarten auch in Deutschland verbreitet, kommt aber inzwischen leider nicht mehr vor.
Lebensraum des Ziesel
Sein natürlicher Lebensraum sind alle Arten offener Habitate, also z.B. Steppen, Halbwüsten und, Tundren. Da die natürlichen Lebensräume für Ziesel immer knapper werden, wandern sie in die Stadt. Als typisches Steppentier und Koloniebewohner bevorzugt das Ziesel Wiesen und Böschungen mit kurzem Rasen, wo er in selbst gegrabenen Erdbauten lebt. Sie bauen sehr komplexe Erdbauten mit vielen Ein- und Ausgängen, an denen die Tiere ständig graben. Jedes Tier besitzt seinen eigenen Bau. Es werden immer zwei Arten von Bauen angelegt. Neben dem Hauptbau gibt es auch noch Schutzbaue, in die sich der Ziesel bei Gefahr begibt. Der Bau hat einen Haupteingang und mehrere Seitengänge sowie Nist- und Nebenkammern, in denen die Ziesel die Nacht oder ihren Winterschlaf verbringen und die Jungen gebären. Die Schutzbauten, die das Ziesel bei herannahender Gefahr aufsucht und die als kurzfristige Zufluchtsorte dienen, bestehen nur aus einer einfachen Röhre. Ziesel entfernen sich selten weiter als 80 m von ihrem Hauptbau und bleiben immer in der Nähe eines Schutzbaues. Häufig sieht man ihn vor seinem Bau aufrecht stehen. Bei Gefahr stößt er einen schrillen Pfiff zur Warnung der Artgenossen aus und verschwindet dann in seinen Haupt- oder Schutzbau. Ziesel leben einzelgängerisch, haben feste Reviere, und die Geschlechter leben voneinander getrennt. Die Männchen haben große Reviere und vertreiben Rivalen mit Gewalt. Sie dulden in ihrem Bereich nur Weibchen, deren Reviere entweder in die Reviere von Männchen hineinragen, oder in denen Weibchen leben, die keine eigenen Reviere haben. Ziesel sind reine „Tagtiere“ und ziehen sich schon lange vor Sonnenuntergang in ihren Bau zurück. Auch die hohen Temperaturen um die Mittagszeit oder bei Kälte und Regen verlassen sie ihren Bau nicht und verbringen die Zeit unter der Erde. Am Morgen kommen die Ziesel an die Oberfläche und beobachten zunächst ihre Umgebung. Ist keine Gefahr in Sicht, so beginnen sie zu fressen, überwachen aber durch „Männchen“ machen immer wieder ihre Umgebung. Bei Gefahr warnen sie durch schrilles Pfeifen und laufen vor ein Loch, warten aber mit dem Verschwinden bis der Feind sich wirklich genähert hat.
Ziesel - Futter & Schlaf
Das Futter wird in der näheren Umgebung gesammelt und in den Backentaschen zum Wohnbau gebracht. Die Nahrung der Ziesel besteht vor allem aus Samen, Gräsern, Blättern, Wurzeln und Feldfrüchten. Aber auch Insekten oder Würmer werden manchmal gefressen. Ziesel halten einen Winterschlaf. Im Spätsommer legen sie im Gegensatz zu anderen Zieselarten und Feldhamstern kaum Vorräte an. Stattdessen intensivieren Ziesel ihre Nahrungsaufnahme, was zusammen mit Änderungen in ihrem Stoffwechsel zum Aufbau von körpereigenen Fettdepots führt. Ende August/Anfang September haben sie genügend Fettreserven gebildet, schließen ihre Baueingänge von innen mit Erdmaterial und ziehen sich dann zurück. Der Winterschlaf der Ziesel dauert bis März. Nach dem Winterschlaf erwachen zunächst die Männchen, und öffnen den verstopften Eingang oder bauen einen neuen Gang ins Freie. Die Weibchen folgen erst drei Wochen später. Ab Ende April sind alle Tiere aktiv und beginnen mit der Paarung. Die Weibchen bringen 2 bis 15 Junge zur Welt, die bei der Geburt nackt, blind und taub sind, und nur etwa 6 g wiegen. Nach einem Monat sind sie schon so weit ausgewachsen, dass sie sich ins Freie begeben. Nur das Weibchen kümmert sich um die Jungenaufzucht. Junge Ziesel werden mit etwa 11 Monaten geschlechtsreif. Es macht uns immer sehr viel Spaß, diesen kleinen Kerl zu beobachten und zu fotografieren.